Howe Gelb Piano Trio
+ Naim Amor & Lonna
Start: | 22:00 |
Einlass: | 20:00 |
Presale: | ab 21,00€ (zzgl. Gebühr) |
Box office: | 25,00€ |
Howe Gelb Piano Trio
+ Naim Amor & Lonna
Um kurz die Szene zu beschreiben: ziemlich unverantwortliche Pärchen kuscheln in schummerigen halb-beleuchteten Couchecken, die Jukebox spielt alte Sinatra-Songs und da drüben sitzen so einige Leute die sich nie wieder verlieben wollen. Es ist die letzte offene Bar und der Pianist klimpert an dem etwas heruntergekommenen Flügel. Aber wir wissen: Der Typ ist großartig. So lapidar wie gekonnt lässt er Wörter wie „Iconoclast“, „apropos“, „Tumult“ und „ludicrous“ – „wahnwitzig“ in seine Songs gleiten, er nennt „Konstantinopel“ beim Namen, das ist ziemlich oldschool.
Als wären die Songs für Typen geschrieben die selber Standards gesetzt haben: Monk, Cohen, Bacharach, selbst Merle Haggard. Es sind die seelenreinigenden Zeilen und diese frei formbaren Melodien die suggerieren, dass jeder Sänger das Dutzend von amerikanischen Piano-Balladen interpretieren könne, die Songs in seine eigene Off-Beat Weltansicht einfügen und sich aneignen könne. Wer würde denn nicht gerne den Tanz mit einer Zeile wie „World peace declared, no problem spared…“ eröffnen?
Es sind „Future Standards“ des Howe Gelb Piano Trios, das hier einen anderen Aspekt der musikalischen Sozialisation Amerikas beleuchtet, ähnlich abstrakt wie das Gospel, Rhythm & Blues gefärbte „’Sno Angel“ von 2006. Jetzt ist Howe Gelb auf einem in Jazz getunkten Trip, das Genre an sich so ausweitend dass es wieder zu den Wurzeln zurückkehrt.
Um es nicht zu vergessen: Howe Gelb ist ein Künstler der Acoustic-Shows gespielt hat wo er in den Tonabnehmer singt; mit Giant Sand wird abgerockt, er hat Alternative Country neu geformt, hat einen Katalog an Alben und musikalischem Output der nicht weniger als „ein-drucks-voll“ ist. Er erfindet eine Melodie wenn er sie spielt.
Jetzt ist er auf der Suche nach einem Weg um ein wichtiges Genre in der Geschichte der Song-Konstruktion neu zu erfinden. Er wirft einen Schraubenschlüssel ins Getriebe, erdichtet Wörter wie „un-em-barkable“ und wirkt etwas wie Mose Allison auf Beruhigungsmitteln, berührt Brubeck’s Spielmuster, hält die Stellung wenn ein Django-ähnlicher Saitenhexer – Naim Amor – auf einem verlassenen Güterzug soeben in Hörweite vorbeirauscht.
Auf „Future Standards“ duettiert Howe Gelb mit der ähnlich lakonischen Lonna Kelley, wie Parton und Porter (Wagoner) im Salon der letzten Hoffnung, aufgetakelt in Rüschenhemden, nicht ganz einfach aber ziemlich verlockend. Gelb’s Piano versinkt in eine Pedal-bedrückte Umgebung, dann kündet die Kavaliers-Stimme von neuer Liebe und vergangenen Zeiten, alles in bester Tradition des American Songbooks dem er hier ganz schön clever ein neues Kapitel hinzufügt.
Es kann kaum Zufall gewesen sein dass die Sessions in der Stadt begannen wo Chet Baker aufgehört hat. Dort in Amsterdam wo mit JB Meijers als Co-Produzent die ersten Tracks für das geschrieben wurden was eigentlich eine Standard Übung sein sollte, der dann eine brillante Rhythmusgruppe besorgte als auch eigene typische Signatur des Gitarrenspiels offenlegte und Howe somit das Verständnis gab um an Bord zu springen, durch unbekannte Gewässer der vielen Noten.