Mia Diekow
Start: | 22:30 |
Einlass: | 21:00 |
Presale: | ab 12,00€ (zzgl. Gebühr) |
Mia Diekow
Wie dick muss das Fell sein, das man sich in diesem Leben wachsen lassen muss? Für wie viel Kindsein ist Platz im Alltag? Wie oft muss man zwischendurch in Zitronen beißen, bevor die Limonade wieder schmeckt? Mia Diekow stellt sich Fragen und lässt sie durch die wundersame Welt ihrer Musik schweben. In ihren Songs gibt es keine einfachen Antworten, kein abgestecktes Ziel, keine schnurgeraden Emotionen, wie sie in vielen deutschsprachigen Popsongs dieser Tage hineinkalkuliert sind. Es sind zarte, leise Lieder, in die immer mehrere Bedeutungsebenen eingebaut sind. Mit sprachlichem Feingefühl lauscht Mia ihrer Gedankenwelt Gefühle, Erinnerungen und Stimmungen ab und lässt sie in einander fließen. Manchmal ist das rätselhaft wie in einem Film Noir, aber immer menschlich in den tastenden Suchbewegungen.
Von einem Film ist auch der Titel des neuen Albums inspiriert: „Ärger im Paradies“. Es ist ein Neuanfang. Der Versuch, sich auf sich selbst zu konzentrieren – und auf die Musik, die dabei herauskommt, wenn man nicht in diese oder jene Genre-Schachtel geschoben, nicht geformt oder begrenzt wird. Nachdem vor fünf Jahren ihr Debütalbum „Die Logik liegt am Boden“ bei einem Majorlabel erschien, wollte Mia diesmal alles selbst entscheiden. Sie hat sich Zeit gelassen. Hat jahrelange Ideen gesammelt und in Texten zusammengefasst, hat die neuen Stücke alleine komponiert, aufgenommen und produziert: zu Hause im Wohnzimmer und im Berliner „Chez Chérie“ Studio, ohne Plattenfirma oder Agenten im Rücken, mit der Hilfe ein paar befreundeter Musiker, insbesondere Tilman Hopf.
Der Weg hierher war weit und verschlungen. 1986 als Mia Mirella Madeleine Diekow in Hamburg geboren, wächst sie in einer Musikerfamilie auf. Der Vater, der ihr bei den Streicher-Arrangements des Albums geholfen hat, spielt Geige, die Mutter singt leidenschaftlich gern. Die kleine Mia tut es ihr schon bald nach und ist auch sonst musikverrückt. „Ab dem Moment, als ich einen CD-Player bedienen konnte, habe ich bestimmte Platten manisch immer und immer wieder gehört.“ Sie sog alles in sich auf: von Klassik über Michael Jacksons Beatästhetik bis zu der Poesie von Jim Morrison, von Ricky Lee Jones und Joni Mitchell über Jazz und Funkrock zu Soulstimmen wie Randy Crawford und immer wieder Filmmusik. Als Teenager beginnt sie, ihre eigenen Songs zu schreiben und entscheidet sich für deutsche Texte. „Ich hatte das Gefühl, dass ich die Menschen mit der eit und dem Wortreichtum der Sprache tiefer berühren konnte“, sagt Mia. Irgendwann beschließt Mia, ihre ersten Demos selbst zu produzieren. Ihr Vater erklärt ihr die Grundlagen von Logic und lässt sie dann machen. Es ist der Beginn
jener Unabhängigkeit als Musikerin, der wir „Ärger im Paradies“ zu verdanken haben.
Die Songs auf ihrem zweiten Album lassen sich nicht so leicht mit denen anderer deutscher Popkünstler vergleichen. Klingen dafür aber ganz nach Mia Diekow: subjektiv, nachdenklich, versponnen. Es ist eine eigenwillige Melange aus Chanson, Kammer-Pop, ein bisschen Blues und Jazz und den atmosphärischen Verdichtungen von Filmmusik. Leise und vorsichtig schleichen sich die Lieder ins Ohr: Hier ein geheimnisvoller Streicherbogen, dort eine melancholisch hingetupfte Klaviermelodie, ein dunstig klackernder Beat. Und vor allem ist da diese sanft-warme Stimme, mit der Mia Diekow vom Suchen und Sehnen erzählt, vom Einsamsein, Wegrennen und Hadern und vom Sich-selbst-finden. „Keiner ist schuld und keiner gewinnt. Keiner atmet auf, keiner kann es verstehen“, singt Mia in „Winterfell“ über eine verlorene Liebe. Und andersherum in „Du Willst Mich“ über eine, die nicht so recht beginnen will: „Tritt die Tür ein und hör auf so verdammt leise zu schreien.“
Mia Diekow sagt, man dürfe sie ruhig eine Romantikerin nennen. Musik zu schreiben ist für sie wie ein Rausch – der Schlüssel, um in sich hineinzuhören und ihren Gefühlen nachzusinnen. Vor allem aber lernt man beim Hören von „Ärger im Paradies“ viel über sich selbst – und die schönen und verwirrenden Irrwege des Lebens. Vielleicht sogar Dinge, die man noch nicht wusste.